Gargantua und Pantagruel by François Rabelais
Autor:François Rabelais [Rabelais, François]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historische Erotikliteratur
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Vier und Dreyssigstes Kapitel.
Wie die Weiber gewöhnlicherweis nach verbotenen Dingen trachten.
Zu der Zeit, sprach Karpalim, als ich noch Kuppler in Orleans war, hatt ich kein triftiger Argument, keinen verführerischern Scheingrund der Rhetorik die Damen aufs Stroh und zu dem Liebesspiel zu beschwatzen, als wenn ich ihnen fein bündig, kräftig und recht abscheulich demonstrirt' daß ihre Männer jaloux auf sie wären. Ich hatts mit nichten etwann erfunden; es steht geschrieben und sind derhalb Gesetz, Exempel, tägliche Fäll und Erfahrungen genug vorhanden. Steckt ihnen dieser Glauben nur erst einmal im Kragen, dann machen sie euch beym grossen Pott! (daß ich nit schwör) ihre Männer ohnfehlbar zu Hahnreys, und wenn sie's gleich anstellen müßten wie Semiramis, wie Egesta, Pasiphaë oder wie die Weiber der Insel Mandez in Aegypten, durch Herodot und Strabo belobt, und andre mehr dergleichen Betzen. – In der That, sprach Pantagruel, ich hört' einmal vom Papst Johann dem Zweyundzwanzigsten erzählen, daß, als er einst durch Fonthevrault kam, ihn die Aebtissin und frommen Mütter um einen Indult gebeten hätten, kraft dessen sie unter einander sich selbst Beicht hören dürften, in Betracht die Ordensfrauen allerhand kleine heimliche Schwachheiten an sich hätten, die ihnen aus Schaam unleidlich viel einem männlichen Beichtiger zu verrathen. Weit freyer und vertraulicher würden sie sichs einander selbst unter dem Siegel der Beicht bekennen. – Es ist nichts in der Welt, versetzt' der Papst das ich nicht gern euch gönnte; find aber hiebey nur Ein Bedenken: daß nämlich die Beicht verschwiegen muß bleiben. Ihr andern Frauen bewahrtet sie schwerlich. – Gar leicht, und besser denn ein Mann! versetzten sie. – An dem bestimmten Tag gab ihnen der heilige Vater ein Schächtlein aufzuheben, in welches er einen kleinen Hänfling stecken lassen; bat sie gar glimpflich dieß sein Schächtlein an einem geheimen und sichern Ort zu verschliessen: dabey sprach er ihnen auf sein päpstlich Ehrenwort ihre Bitt zu gewähren, wenn sie's verborgen hielten; legt' aber zugleich ein scharf Verbot drauf, daß sie's bey Straf der Kirchen-Censur und ewiger Excommunication in keiner Weis zu öffnen hätten. Kaum war itzt das Verbot ergangen, so jückt' es ihnen schon in den Fingern zu sehn was drinn wär, und währt' ihnen lang bis nur einmal der Papst erst weg wär, daß sie darüber herfallen möchten. Der heilige Vater, nachdem er ihnen den Segen ertheilt, begab sich wieder in sein Quartier. Er war noch nicht drey Schritt von der Abtey entfernt, da rannten schon die guten Schwestern haufenweis nach dem verbotnen Schächtlein hin, es aufzuthun, zu sehn was drinn wär. Des andern Tags besucht' sie der Papst, wie sie wähnten in der Absicht ihnen ihren Indult zu spedieren. Eh er jedoch ein weitres Wort sprach, befahl er, ihm das Schächtlein zu bringen. Es ward gebracht, das Vöglein aber war nicht mehr drinn. Da bedeutet' er sie dann freundlich, daß es doch wohl ein allzuschwer Stuck für sie seyn dürft die Beicht zu verschweigen, in Betracht sie dieß ihnen so theuer befohlene Schächtlein auch nicht ein Weilchen zu hüthen vermocht. – Herr Doctor, seyd mir schönstens willkommen; ich hab euch mit grossem Vergnügen gehört.
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